Die fabelhafte Miss Braitwhistle by Sabine Ludwig

Die fabelhafte Miss Braitwhistle by Sabine Ludwig

Autor:Sabine Ludwig
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg
veröffentlicht: 2011-08-11T16:00:00+00:00


11. KAPITEL

Ein Sprungtuch ist kein Trampolin

Jetzt hat keiner mehr gesungen, denn wir sind alle zum Fenster gestürzt und haben einen Mann gesehen, der trug einen roten Anzug und schwarze Stiefel. Und dann haben wir noch einen Mann gesehen, der trug auch einen roten Anzug und schwarze Stiefel.

Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut. »Da kommen sogar zwei Weihnachtsmänner«, hab ich gesagt.

»Da kommen viele Weihnachtsmänner«, hat Aki gesagt.

Inzwischen war es in der Küche so neblig, dass man fast nichts mehr erkennen konnte.

»Schnell, wir müssen den Strumpf an den Ofen hängen!«, rief Hugo. »Dann bekomm ich ein Geschenk!«

»Das sind keine Weihnachtsmänner«, hat Clemens gesagt und das Fenster aufgemacht. »Das sind Feuerwehrleute.«

»Die Schule brennt!«, hat Annalisa geheult. »Hilfe! Hilfe!«

Dann tauchte Herr Pommerenke unter dem Fenster auf mit so einem großen Trichter. Durch den hat er dann gesprochen.

»Achtung, Achtung! Wir breiten jetzt ein Sprungtuch aus und dann springt einer nach dem anderen da rein.«

Also ich wäre auch ohne Sprungtuch aus dem Fenster gehüpft, die Küche ist im ersten Stock, aber ich habe mir das Sprungtuch wie ein Trampolin vorgestellt und war schon ganz aufgeregt. Da kam Herr Fischli angerannt. Er musste aus der Turnhalle gekommen sein, denn er hatte noch seinen Augenweh-Trainingsanzug an.

»Was ist denn hier los?«, hat er gerufen.

»Es brennt«, hat Herr Pommerenke gesagt. »Das sehen Sie doch.«

Miss Braitwhistle hat ihren Kopf aus dem Fenster gestreckt.

»Nonsense! Nichts brennt. Ich hab gezeigt Kindern, wie man backt richtige Plumpudding.«

»Aber ich seh doch, dass es qualmt«, hat Herr Fischli von unten gerufen, während die Feuerwehrleute das Sprungtuch ausgebreitet haben.

»Der Herd vielleicht ist etwas alt«, sagte Miss Braitwhistle.

»Sind Sie wahnsinnig?«, hat Herr Pommerenke geschrien und vor Wut einen roten Kopf bekommen. »Der ist doch längst außer Betrieb, der darf überhaupt nicht mehr benutzt werden. Wie sind Sie überhaupt in die Küche gekommen?«

»Wir haben gemacht auf die Tur«, hat Miss Braitwhistle gesagt, und Herrn Pommerenkes Kopf wurde noch röter.

»Das ist eine Lüge! Ich hab ja vorhin versucht reinzukommen und sie war von innen abgeschlossen.«

Clemens ist zur Tür gegangen und hat sie aufgemacht. Wir hätten also genauso gut einfach rausspazieren können, es war inzwischen wirklich ziemlich rauchig in der Küche, und es roch auch nicht mehr nach Weihnachten, sondern so, wie es immer riecht, wenn Papa im Sommer den Grill anheizt. Nicht gut jedenfalls. Aber zur Tür rauszugehen, wäre ja langweilig gewesen. Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut. »Wir springen«, hab ich gesagt.

Und dann sind wir aus dem Fenster gesprungen. Aber wir beide waren die Einzigen, die anderen haben sich nicht getraut. Es war aber gar nicht so lustig, wie wir es uns vorgestellt hatten. Der Stoff war ganz rau und ich hab mir den Arm aufgeschürft. Und Aki hat laut »Aua!« geschrien, weil er mit dem Po so doll aufgekommen ist wie bei einer Arschbombe vom Dreimeterbrett. Ein Trampolin macht jedenfalls mehr Spaß.

Die Feuerwehrleute waren sehr nett, sie haben Aki und mich aus dem Sprungtuch gezogen und gefragt, ob es uns gut geht oder ob wir uns verletzt haben. Aber mal abgesehen von meinem Arm und Akis Hintern ging’s uns prima.



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